Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die den Wildtieren im Zirkus das Leben zur Qual machen:
1. Wildtiere sind nicht-domestizierte Tiere mit kaum erfüllbaren Haltungsansprüchen
Die Zähmung eines Tieres wird oftmals fälschlicherweise mit Domestizierung gleichgesetzt. Domestizierung beschreibt einen langwierigen Prozess, bei dem eine Tierart, klassischerweise durch Zucht, auf genetischer Ebene Veränderungen hinsichtlich Aussehen, Verhalten und Physiologie erfährt und so an die menschliche Umwelt angepasst wird. Zähmung hingegen führt lediglich zu einem erlernten Verhalten einzelner Tiere, etwa zu reduzierter Scheu derselben vor dem Menschen. Wildtiere bleiben also an ein vom Menschen unabhängiges Überleben in der Natur angepasst – mit entsprechenden arttypischen Bedürfnissen, die unter den restriktiven Haltungsbedingungen des Zirkuslebens schwer beeinträchtigt werden.
2. Beengte Platz- und Beschäftigungsmöglichkeiten
Die Tiere sind während der gesamten Zirkussaison in Transportwagen und mobilen Gehegen untergebracht, Rückzugs- und arttypische Beschäftigungsmöglichkeiten fehlen weitgehend. Durch Auftritte in der Manege kann der immense Bewegungsmangel nicht kompensiert werden.
3. Häufige Standortwechsel und belastende Transporte
Bis zu 50-mal im Jahr finden Transporte zwischen den Gastspielorten statt. Selbst bei routinemässig transportierten Tieren ist ein erhöhter Stresslevel festzustellen. Nicht nur während der Transporte selbst, sondern auch während des wiederkehrenden, langwierigen Auf- und Abbaus der Zelte verbringen die Tiere oft Stunden in den beengten Transportwagen.
4. Dressur und Auftritte
Die in Zirkussen gezeigten Dressurnummern sind das Ergebnis fragwürdiger Trainingsmethoden, die auf menschlicher Dominanz und schlimmstenfalls auf Gewalt beruhen, auch wenn seitens der Dompteure gerne von „gegenseitigem Vertrauen“ gesprochen wird. Sie stellen keineswegs eine verhaltensgerechte Beschäftigung im bewegungsarmen Alltag der Tiere dar. Oft gehören unnatürliche und teilweise körperlich belastende Bewegungsabläufe zum Programm. Der Zirkusalltag lässt manche Tiere nachweislich psychisch oder physisch verkümmern. Auch der von Zirkusseite propagierte pädagogische Nutzen ist in Zirkusvorstellungen nicht gegeben, stattdessen werden Tiere oft vermenschlicht oder als Lachnummern präsentiert.
5. Würdeverletzungen im Rahmen der Haltung und Vorführung von Wildtieren im Zirkus
Das Schweizer Tierschutzgesetz schützt neben dem Wohlergehen von Tieren auch ihre Würde und setzt damit ein Verfassungsprinzip um. Dieses anerkennt, dass Tiere nicht beliebig für die Interessen des Menschen zur Verfügung stehen, sondern in erster Linie „um ihrer selbst willen“ da sind. Es müssen also gewichtige Gründe dafürsprechen, Tiere in ihren Bedürfnissen einzuschränken. Der Auftritt in einer Zirkusmanege ist kein solch gewichtiger Grund.
6. Trennung vom Muttertier
Um die Tiere später besser trainieren zu können, werden Jungtiere häufig sehr früh oder wiederholt von ihren Müttern getrennt. Nicht selten entwickeln diese Tiere im ausgewachsenen Alter Verhaltensstörungen. Handaufzuchten führen zu Fehlprägung der Jungtiere auf den Menschen, was mehrfach zu fatalen Unfällen geführt hat.
7. Fragwürdige Herkunft der Tiere
In der Regel werden Wildtiernummern in der Schweiz von ausländischen Unternehmen für eine Saison gebucht. Aus Tierschutzsicht ist daher auch die Frage relevant, was mit den Tieren vor und nach einem Engagement für eine Saison passiert. Viele der eingekauften Nummern stammen aus Ländern, deren Tierschutzgesetzgebung weit unter den schweizerischen Standards liegen. Die Zucht, Haltung und Dressur der Tiere finden häufig unter inakzeptablen Bedingungen statt.
8. Schicksal ausgedienter Tiere: unbekannt
Über das weitere Schicksal ausgemusterter Wildtiere ist kaum etwas bekannt. Tatsache ist: Die Zucht entsprechender Tiere ist ein Geschäft und nur selten sind ausreichend Möglichkeiten vorhanden, alt gewordene Wildtiere unterzubringen, sei dies aus logistischen oder finanziellen Gründen.
9. Kein Artenschutz und kein nachhaltiger edukativer Effekt durch Zirkusvorführungen
Ein Zirkus kann keinen Beitrag zum Artenschutz leisten. Durch die unnatürlichen Haltungsbedingungen und den engen Kontakt mit Menschen können die Tiere nicht mehr ausgewildert werden. Im Weiteren entspricht eine Zirkusvorstellung nicht der natürlichen Realität eines Wildtieres; somit fehlt es auch an einem lehrreichen Nutzen für Kinder und Erwachsene.
Eine ausführliche Beschreibung aller Argumente finden Sie im Bericht zur Übergabe der Petition.